Paprika statt Primeln?

Enormes Potential schlummert in unseren Vorgärten, auf Balkonen und Fenstersimsen. Fast überall ließen sich Nutzpflanzen für den eigenen Bedarf kultivieren. Es muss ja nicht direkt zentnerweise die Kartoffel-Erwartung sein, mit der man ran geht. Gewürze und Kräuter machen recht wenig Aufwand und können auf kleinem Raum schon ein paar Euro Ersparnis bringen oder sonntags beim Kochen das Leben leichter machen, wenn der Rosmarin-Vorrat nicht mehr ausreicht und einfach frisch geerntet wird.

Warum so viel Zeit, Geld und Wasser in den Balkon investieren, wenn die Pflanzen dort meist nichts als Dekoration darstellen? Feuerbohne, Kapuzinerkresse und Chilis sind auch hübsch anzuschauen und liefern dazu noch Nährwert. Den schwarzen Holunder muss man nicht als Unkraut bekämpfen, viele schätzen Blüten und Beeren für die Verwertung in der eigenen Küche. Mit einfacher Ausrüstung lässt sich sogar Fruchtwein daraus herstellen. Und die heimische Tierwelt kann mit ortsansässigen Pflanzen sehr viel mehr anfangen als beispielsweise dem beliebten Kirschlorbeer. Dessen Beeren nur bedingt essbar, wobei die Kerne und Blätter giftig sind. Tabak ist eine sehr dekorative Pflanze mit filigranen, langen Blüten. Aber die nah verwandten Tomaten bieten Vitamine und Verwendungsmöglichkeiten für Klein und Groß. Mit etwas Glück und viel Lichteinfall kann Chili übrigens als Zimmerpflanze Jahre überdauern und mehrfach Frucht tragen (Beitrag dazu auf meiner Pinwand). Viele Nutzpflanzen kriegen hinter Fenstern allerdings zu wenig Sonne ab, die Bandbreite für Nahrungserzeugung im Wohnraum ist daher recht gering.

Von der Hand in den Mund schmeckt’s am besten, das auch dem Klima. Gerade die kleinen Schritte führen zum Ziel. Ein klein wenig praktizierte Nachhaltigkeit durch kurze Wege und direkte Wiederverwertung ist mit Nutzpflanzen möglich. Ein wenig Kaffeesatz hier, gemörserte Eierschalen dort: Das Bodenleben lässt sich mit Resten aus der Küche für die eigenen Zwecke motivieren und wortwörtlich schmackhafte Blüten treiben. Kreislaufwirtschaft im ganz kleinen Format und auch noch lecker, das kann man sich doch mal gönnen. Als Bonus obendrauf kommt dann noch der Klimaschutz durch die Vermeidung fossiler CO2-Emissionen.

Text: Rolf Zimmermann (Klimaschützer & Foodsaver), Bild: jf-gabnor auf Pixabay

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